In dem folgenden Beispiel Karpov nicht verhindern können, dass sein
Gegner in ein Remisendspiel mit ungleichfarbigen Läufern einlenkt hatte. Aber er
spielte unverdrossen weiter! Und tatsächlich, sein Gegner spielte ungenau und
verstieß gegen wesentliche Endspielprinzipien. So das Karpov diese Partie letztlich
doch noch gewinnen konnte.
Llubojevic – Karpov ( Mailand 1975)
Durch eine kleine Unachtsamkeit hat sich Weiß in eine etwas
unangenehme Lage gebracht. Er kann seien Le3 nicht vor dem Abtausch retten ohne
dabei einen Bauern zu verlieren. Es droht nämlich 22... .Lb1 23. a3
Lc2! mit Bauerngewinn. Aber was wäre die
Alternative? Nach 22. Sc3 Sxe3 23 fxe3 Kf7
Analysediagramm
stünde dem Weißen ein schwieriges Endspiel bevor. In
Endspielen mit beweglichen Bauern auf beiden
Flügeln ist der Läufer dem Springer überlegen. Hinzukommen die beiden
weißen Bauernschwächen; der Bauer auf e3 und der Doppelbauer.
Und so entschied Weiß richtigerweise in ein ungleichfarbiges
Läuferendspiel mit einem Minusbauern einzulenken
Diese Stellung sollte aufgrund der
ungleichfarbigen Läufer eigentlich mit einem Remis enden. Wobei der
entsprechende Remisplan eigentlich recht simple ist:
Weiß stellt alle Bauern auf die Farbe des
eigenen Läufers und blockiert dann mit König und Läufer den Vormarsch des
gegnerischen Mehrbauern.
Um so erstaunlicher mutet es an, dass Karpov diese Partie
noch gewann. Sein Gegner spielte recht sorglos und entfernte sich immer mehr
von der idealen Auffangstellung
8.f3?!
Eine erste Ungenauigkeit. Es entzieht dem Le3 die sichere Basis
8...Kf7 9.Lf4 c6 10.Ld6
Schwarz stellt die Bauern schwarzfeldrig und sperrt
so den Lf8 halbseitig ein
Weiß "kurvt" mit dem Läufer umher, anstatt den
König in die Mitte zu bringen
10...Ke6 11.Lf8 g6 12.Kf2 a5
13.Ke3 b6!
14.h4 c5! 15.g4?
15. ....Ld1!
Diese Chance lässt Schwarz sich nicht entgehen. Nun ist erst einmal der
weiße König an den Bauern f3 gebunden. Ein Folge des Verstoßes gegen eines der
Grundprinzipien in solchen Endspielen. Die eigenen Bauern gehören auf die Farbe des eigenen Läufers.
16.Ke4 a4 17.h5 gxh5 18.gxh5 f5+ 19.Ke3 Kd5!
16.Ke4 a4 17.h5 gxh5 18.gxh5 f5+ 19.Ke3 Kd5!
Endlich stehen alle weißen Bauern auf der richtigen Farbe. Aber nun wird der Damenflügel zum Problem
21...Kb3 22.Lg7 Kc2!
Schwarz erlaubt nicht, dass
der König mit Attacke auf den Ld1 nach c1 gelangt. 22...b5? 23.Kd2! Lf3 24.Kc1 Nun kann der Läufer im Kampf gegen den Vormarsch der schwarzen Bauern
mithelfen 24...b4 25.axb4 cxb4 26.Lf8 a3 27.bxa3 bxa3 28.Le7 a2 29.Lf6
Analysediagramm
Es gibt kein Weiterkommen für Schwarz. Zurück zur Partiefortsetzung:
23.Le5 Lh5
Der Läufer wird nun erst einmal auf ein
besseres Feld gebracht
24.Lf6 Lf7 25.Le5 Lb3!
26.Lg7 b5!
Nun geht es los!
27.Lf8
[27.Lc3 b4! 28.axb4 cxb4 29.Lxb4 Kxb2
und der a- Bauer wird den Läufer kosten]
27...c4!
Nur so!
[27...b4 28.Lxc5 Kxb2 29.Lxb4=; 27...Kxb2
28.Lxc5=]
Der Durchbruch hat begonnen!
29.Kd4
29...c3!
Der entscheidende Durchbruch!
30.bxc3 bxa3 31.c4 a2 32.Kc5 Kb1
Nun kostet das den Läufer
Hier gab Weiß reichlich spät die Partie auf!
0-1
Hier die Partie im PGN-viewer:
Hier die Partie im PGN-viewer:
Resümee: Weiß ging richtigerweise in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern über, verstieß aber gegen grundlegende Prinzipien und verlor folgerichtig
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